Ein Bierchen im Pferdestall:Matthias Barth
1880 notierte der deutsche Lehrer und Schriftsteller Friedrich von Bodenstedt einen Satz mit ungeheurer Tragweite – von dem in der Regel allerdings nur das erste Drittel zitiert wird: „Das Paradies der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde, in Gesundheit des Leibes und am Herzen des Weibes.“
Matthias Barth bejaht ihn jedoch in Gänze. Über die Pferde wird noch zu reden sein. Die „Gesundheit des Leibes“ darf man bei ihm sehr weit fassen: Nicht nur die Menschen sind gemeint, sondern auch die Tiere, denn der Preisträger ist von Beruf Tierarzt mit eigener Praxis und behandelt vor allem Pferde, aber auch Kleintiere. Und den letzten Teil des Bodenstedt-Satzes darf man bei ihm ruhig auch so interpretieren, dass er dankbar ist für die immense Unterstützung seitens seiner Familie, ohne die sein ehrenamtliches Engagement undenkbar wäre.
Dr. Barth wurde 1965 in Görlitz geboren, wuchs in Niesky auf und ging dort zur Schule. Seitdem ist er in seiner Freizeit bis heute meistens in Horka zu finden. Es war für ihn schön, während seiner Studienzeit an der Berliner Humboldt-Universität am Wochenende oder zum Ferienbeginn in seine Heimat zu fahren; spätestens an der Kreisgrenze gab es „Herzklopfen kostenlos“. Auch durch solche Erfahrungen der Heimatliebe wird der Wunsch grundgelegt, sich für die Menschen einer Region zu engagieren und nicht nur aufs Geldverdienen zu schauen.
1978 trat der Tierarzt in die Sektion Pferdesport in Horka ein. Später wurde es möglich, dort den Reit- und Fahrverein „Wehrkirch“ Horka e.V. zu gründen. 1993 wurde er dessen Vorsitzender. „Ich bin nicht der Wichtigste“, sagt er. „Jeder tut in unserem Verein, was er kann – und dies ist immer etwas Wichtiges“. Ein Verein, der dergestalt von seinem Vorsitzenden geführt wird, bringt es weit! Denn so spüren die Mitglieder, dass ihr Einsatz nicht nur wahrgenommen, sondern auch geschätzt wird.
In diesem Sinn wurde der Pferdesport, wie er in Horka betrieben wird, in ganz Deutschland wie auch in Tschechien und Polen bekannt. Und was es da organisatorisch zu stemmen gilt, möge das 24 Horkaer Pfingstturnier im Mai 2016, das größte Freilandturnier Sachsens, zeigen: Über 40 Spring- und Dressurprüfungen standen damals auf dem Programm, bei denen weit über 600 Pferde aktiv waren. Vor allem der Traditionspflege dient der alljährliche Pflügertag Anfang Oktober. An vier Tagen wird dann auf den Horkaer Äckern jede Krume herumgedreht; 2007 und 2016 sogar im Rahmen von Deutschen Meisterschaften.
Ein Mann wie Dr. Barth, der seinen Verein mit derart viel Umsicht und Geschick leitet, pflegt selbstverständlich auch Kontakte zu anderen Vereinen und unterstützt diese. Und da er gut reden kann, fungiert er als Sprecher bei sächsischen Pferdesportveranstaltungen; so auch bei der bekannten Moritzburger Hengstparade. Nach so viel ehrenamtlicher Tätigkeit ist es dem Pferdeliebhaber zu gönnen, wenn er ein Feierabendbier genießt. 2014 musste ihm dies als erstem „Landskron-Hopfenkönig“ sogar eine angenehme Pflicht sein!
Dr. Barth weiß sich in seinem ehrenamtlichen Tun auch als Beschenkter. „Die Momente des Glücks sind kurz“, weiß er, „aber sie sind ganz groß.“ Und er sagt den Vereinsmitgliedern immer wieder, wenn für ein Jahr Bilanz gezogen wird: „Das ist unser Werk, das haben wir geschafft – und so viele Leute hatten ihre Freude daran!“ Berechtigter Stolz und Bescheidenheit sind zwei tragende Säulen des Ehrenamtes.
Kurzfilm über Mathias Fischer